Entwicklung

Entwicklung im technischen Bereich

Anfang der 30er Jahre entstanden meist gehäuselose Instrumente mit elektrischer oder pneumatischer Traktur, denen üblicherweise ein so genannter "Gartenzaunprospekt" vorangestellt wurde.

Schon in den späten 30er Jahren erfolgte die konsequente Umstellung auf Schleifladen und ab 1937 baute Metzler wiederum Orgeln mit mechanischer Spieltraktur. Bemerkenswert früh fiel der Entschluss, sich auf diese Trakturart zu beschränken. Ein Entscheid, welcher aus eigener überzeugung des Orgelbauers reifte, denn die Kundschaft musste für diese "Neuerung" zuerst gewonnen werden. Dass der Durchbruch dennoch Schritt für Schritt gelang, während man andernorts noch lange Zeit elektrisch traktierte Orgeln herstellte, ist nicht zuletzt das Verdienst von Oskar Metzler jun.. Mit Scharfsinn und Ideenreichtum vermochte er jedes Detail soweit zu perfektionieren, bis die nun erreichte lockere und präzise Spielbarkeit bald sämtliche Vorbehalte entkräftete. Bereitschaft zur Innovation zeigte sich auch beim Übergang zum Schwimmerbalg, einer von Ing. Maag ausgetüftelten und patentierten Erfindung, welche die immer wieder geforderte Ruhe (und leider auch eine gewisse Starrheit) des Orgelwindes brachte und zudem gegenüber den bisherigen Balganlagen der Orgel viel Platz einsparte.

Von ganz besonderer Wichtigkeit für Lebensdauer, Funktionssicherheit und Ästhetik der Orgelwerke ist die Qualität des verwendeten Holzes. Deshalb hat es sich Oskar Metzler jun. Mitte der 60er Jahre zur Aufgabe gemacht, alle Phasen der Holzzubereitung, das heisst die Auswahl der Stämme, das Aufschneiden in der eigenen Sägerei, die fachgerechte Lagerung im Freien bis hin zur zweckmässigen Auswahl der Stücke, selbst zu besorgen.

Äussere Einflüsse

Es wäre unvollständig, die Geschichte einer Orgelbauwerkstatt aufzuzeigen, ohne auf die äusseren Einflüsse hinzuweisen, wie beispielsweise die musikalischen und aufführungspraktischen Zeitströmungen, einflussreiche Experten mit zum Teil vehement vertretenen persönlichen Vorstellungen, oder Architekten, welche ganzen Epochen ihren Stempel aufdrückten. Diese Einflüsse sind Hilfe oder Hemmschuh für das Weiterkommen des Orgelbaus, auf jeden Fall nie wirkungslos.

So entwickelte sich in den 40er Jahren eine enge Zusammenarbeit mit dem Experten Ernst Schiess, der bezüglich Disposition, Aufstellungskonzept, Prospektgestaltung, Mensurierung und Intonation jeweils genaue Vorstellungen präsentierte.

Hansueli Metzler, der wegen eines Personalnotstandes von der Schulbank weg in die Intonation geschickt wurde und darin, dank einer seriösen Ausbildung im Orgelspiel, alsbald grosses Geschick beweisen konnte, vermochte den Wünschen von Ernst Schiess zu entsprechen. Wenn jene Instrumente auch eine deutliche Abkehr vom grundtönigen und aliquotenarmen, romantischen Typ spüren liessen, so verursachten die winzigen Fusslöcher und zahllosen Kernstiche doch nach wie vor einen wohl ausgewogenen, lieblichen und in sich stimmigen, aber etwas leblosen und schwächlichen Klangeindruck.

Entwicklung im klanglichen Bereich

Trotzdem behielt Hansueli Metzler seine Eigenständigkeit in Intonationsfragen. Die Studienreise nach Holland und Dänemark, welche er 1951 zusammen mit seinem Bruder Oskar und Hans Füglister unternahm, wurde zum eigentlichen Wendepunkt in der klanglich-stilistischen Entwicklung. Dort verwirklichten in konsequenter Art und Weise Firmen wie Flentrop, Frobenius und Marcussen die Forderungen der Orgelbewegung nach einer Rückbesinnung zum barocken Orgelbau.
Geschlossene Gehäuse, strenger Werkaufbau, Verzicht auf Kernstiche, niedriger Winddruck und offene Pfeifenfüsse verhalfen den damals besuchten Neubauten in Jaegersborg, Varde und andernorts zu überzeugender Durchsichtigkeit und Brillanz.

Um den Weg zur angestrebten Klangfülle und -vielfalt zu finden, brauchte es dennoch die persönliche Auseinandersetzung mit den zum Teil unveränderten historischen Pfeifen der Bossard-Chororgeln von Muri / AG und der Silbermann-Orgel von Arlesheim, welche mit ihren weiten Kernspalten, hohen Aufschnitten und regelmässigen Kernstichen verschiedene damals aufgestellte Dogmen Lügen straften.

Diese aufwändigen Restaurierungen brachten Metzler auch in Kontakt mit anderen Praktiken des alten Orgelbaus, so mit dem Zulöten von gedeckten Pfeifen, dem Hämmern des Pfeifenmetalles, sowie mit der frei atmenden Windversorgung, einem wesentlichen Einflussfaktor für die Lebendigkeit von Spiel und Klang.

Das seit Ende der 60er Jahre erreichte Intonationsniveau, welches dem Principalchor einen singenden und strahlenden Glanz, den Flöten Geschmeidigkeit, Wärme und Poesie und den Zungen charaktervolle Kraft verleiht, machte den Namen Metzler weit über die Grenzen der Schweiz hinaus bekannt und brachte der Firma namhafte Aufträge aus Holland, österreich, Deutschland, England und Italien ein.

Entwicklung im Gehäusebau

Parallel zu dieser klanglichen Entwicklung verlief die ästhetische. So präsentierte man schon in den 50er Jahren stolz die ersten geschlossenen Gehäuse in massiver Holzkonstruktion. Der Architekt Ernst Vogt entwarf einige besonders gelungene, asymmetrische Prospekte. Die schon erwähnten skandinavischen Einflüsse schlugen sich etwas später auch in diesem Bereich nieder, als der dänische Orgelbauer Poul-Gerhard Andersen einige Aufsehen erregende Gehäuse schuf.

Mit dem Eintritt des Holländers Bernhardt Edskes im Jahre 1963 fand die Abhängigkeit von aussen stehenden Planern ein Ende. Zudem vermittelten seine enge Verwurzelung mit Orgeln alter, insbesondere holländischer Meister und seine von jugendlichem Eifer geprägte überzeugungskraft dem Unternehmen jene Impulse, die nötig waren, um nach einer kräfteaufreibenden Entwicklung weitere Schritte zu wagen, wie beispielsweise den endgültigen Verzicht auf die elektrischen Registrierhilfen. Auch war es ihm ein besonderes Anliegen, wesentliche Merkmale der klassischen Prospektgestaltung, wie die Profilierung von ausgeprägten Gesimsen, handgeschnitzte Schleiergitter und sonstige Verzierungen, wieder einzuführen. Dies geschah anfänglich noch recht behutsam, dann immer mutiger und üppiger.

Orgel Hopfgarten 1998

Hopfgarten, 1998


Lange Jahre wurde diese Hinwendung zum historischen Gehäusebau von vielen Seiten als Verrat am Zeitgeist verurteilt oder etwa mit dem Stichwort "Zuckerbäckerstil" der Lächerlichkeit preisgegeben, bis allmählich die grosse Bedeutung der stilistischen Einheit von innerem Aufbau, Klang und äusserem Erscheinungsbild erkannt wurde, sodass sich in zunehmendem Masse in- und ausländische Firmen dieser Entwicklung anschlossen.

Historisierende Orgelprospekte finden in der Bevölkerung stets eine spontane und andauernde Akzeptanz. Solche Gehäuse offenbaren eine nicht mehr für möglich gehaltene Handwerkskunst unserer Schreinermeister und werden damit auch in Zukunft grossen Respekt ernten. Dies wird die überlebenschancen solcher Orgeln bestimmt verbessern.

Andrerseits wird der Druck aus Denkmalpflege- und Architekturkreisen, neuzeitliche Gestaltungsideen zu suchen, verständlicherweise immer grösser, wodurch sich auch das Spannungsfeld zwischen Orgelbau und Orgelgestaltung verstärkt.
Das kann natürlich auch befruchtend sein, weshalb wir die Zusammenarbeit mit externen Gestaltern durchaus akzeptieren können. Dazu seien hier noch einige für uns wichtige Grundsätze aufgelistet:

  • Der Prospekt ist Spiegelbild des inneren Orgelaufbaus.
  • Die Orgelfront ist mit dem Werk konstruktiv verwachsen und kann nicht als unabhängiges Element frei gestaltet werden.
  • Eigenheiten des Orgelbauers bezüglich Konstruktionsprinzipien und Materialwahl sollen respektiert werden.
  • Gestalterische Ideen dürfen keine orgelbauerischen Kompromisse bedingen.

Wir wünschen uns auch in Zukunft viele interessante Begegnungen, aus denen in gegenseitigem Respekt qualitätsvolle neuzeitliche Lösungen hervorgehen werden.

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